Selbstschutz im Alltag

Während es früher selbstverständlich war, sich und linke Strukturen durch ein Mindestmaß an Konspirativität zu schützen, ist die Frage: „Hast du dein Handy ausgeschaltet?“ heute höchstens oft nur noch ein Lächeln wert. Die Argumente sind dann oft: „Was wir machen ist doch nicht illegal“ oder „Wer soll da schon mithören; so interessant sind wir doch nicht“. Gesicht für die politische Meinung zu zeigen, hat sich in vielen linken Kreisen durchgesetzt. Das ist zwar moralisch löblich, hat aber praktisch handfeste Nachteile.

Spätestens seit den Veröffentlichungen zu Funkzellenabfragen im Februar 2011 in Dresden dürfte die Datensammelwut der Staatsmacht bekannt sein und wir müssen es ihr ja nicht unbedingt leichter als nötig machen, Informationen zu sammeln. Schnell könnt ihr da schon mal als Gruppe (oder auch vermeintliche Gruppe) im Fokus des Verfassungsschutzes stehen, ohne dass überhaupt strafrechtlich relevante Taten nachgewiesen wurden. So gibt z.B. ein Mailverteiler Auskunft über sämtliche Personen, die mit der betreffenden Thematik zu tun haben. Dabei ist es relativ leicht, verschlüsselt zu mailen oder über sichere (verschlüsselte) Foren zu kommunizieren. Das Handy stört nicht nur während Plena und politischen Diskussionen, es wird für ein Gespräch unter Anwesenden auch gar nicht gebraucht. Ebenso sollten Klarnamen im Zusammenhang mit politischen Aktivitäten vermieden werden. Hier bietet es sich an nicknames zu verwenden, die keinen Rückschluss auf deine Identität zulassen.

Das Posen am Kneipentisch über eigene Heldentaten oder solche von Freund_innen und Bekannten, erfreut jeden mithörenden Vertreter der Staatsmacht.

Dies bedeutet nicht, politische Arbeit durch Konspirativität in paranoider Form unnötig zu lähmen. Ein generelles Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen ist aber notwendig, um sich und andere vor unnötiger Repression durch die Staatsmacht weitgehend zu schützen.